3. Temporäre Regeln

 

(Es wird empfohlen, Blog 1-8 in numerischer Reihenfolge zu lesen.)

 

 

Um das Chaos zu bändigen, geben etablierte Rituale Regeln vor, die helfen sollen, den Grenzbe­reich zu überwinden und gut auf der neuen Lebensstufe anzukommen.

 

Über­gangsrituale sind so et­was wie geführte Gletschertouren in den Alpen: Professionelle Bergführer kontrollieren vor dem Abmarsch, dass alle eine vernünftige Ausrüstung haben, sie weisen ein, üben das Gehen am Seil, das Verhalten an Gletscherspalten und bei Gefahr. Sie erinnern daran, rechtzeitig zu trinken und sich vor der Sonne zu schützen. Sie treiben an, wenn die Zeit knapp wird, sie ermutigen die Erschöpften, bremsen die Forschen. Sie wissen wie und wo man im Notfall biwakiert und gehen entschlossen voran.

 

Die Regeln für das Begehen von Gletschern sind temporären Regeln – wie in den Ritualen auch. Ihr Sinn (und damit ihre Legitimation) besteht in dem Ziel, heil und um eine Erfahrung reicher anzu­kommen. Auch bei einer Gletscherbegehung sind manche Bürgerrechte außer Kraft gesetzt: etwa Sandalen tragen, den eigenen Weg gehen, Bier trinken oder Musik hören. Das sind angemessen Sachzwänge.

 

In praktizierten Ritualen sind es oft ausgesprochen strikte Regeln, deren Einhaltung verlangt wird: Fasten, Schweigen, Ertragen von Schmerzen - zu deren Sinn wird später noch mehr zu sagen sein.

 

Manchmal sind es auch einfach Besonderheiten, die nur für diese Situation reserviert sind: etwa eine eigene Kleiderordnung während der Trauerphase, eine Hochzeitstorte, Peyote, um spirituelle Erfahrungen zu evozieren - oder unsere Faschingsbräuche! Während einer kurzen Zeit sind Verhaltensweisen erlaubt, die sonst sanktioniert werden - auch dazu später mehr.

 

Fortsetzung folgt...

 

 

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